Kontrollierter ABC-Dialog
Goal
Die Wahrnehmung für kommunikative Vorgänge schärfen; den genauen Ausdruck schulen;das genaue Zuhören einüben. Verständnis für die Komplexität zwischenmenschlicher Kommunikationwecken.
Materials
Instructions
Aufteilen der Teilnehmer*innen in Dreier-Gruppen (Rollen A, B, C); je zwei dieser drei (A und B) wählen sich ein Thema und versuchen, darüber ein Gespräch zu führen, und zwar mit folgenden Spielregeln:
- A beginnt mit einem Satz, einer These; B muss vorerst den Satz von A genau sinngemäß wiederholen; dass der Sinn des Satzes durch B nicht entstellt worden ist, muss vonA daraufhin mit „stimmt“ oder „richtig“ bestätigt werden; erst dann darf B auf den Satz von A antworten.
- Wird ein Satz z. B. von B (gilt für A entsprechend) nicht ganz sinngemäß wiederholt, wird er nicht von A mit „stimmt“ bzw. „richtig“ bestätigt, sondern verneint mit „falsch“oder „nein“, dann muss B versuchen, ihn nochmals zu wiederholen; ist er dann noch immer falsch, muss ihn A selbst nochmals sagen, B wiederholt ihn usw.
- C fungiert als Beobachter*in und schaltet sich verbal ein, wenn die Spielregeln nicht eingehalten werden. Die Zeit wird auch von ihm oder ihr gestoppt.
Nach 45 Minuten Treffen zur gemeinsamen Diskussion.
Beispiel eines kontrollierten Dialogs: Die Länge der Mittagspause
- A: Ich finde, 90 Minuten Pause am Mittag sind nicht lang genug, ich bin danach noch nicht wieder bereit, Neues aufzunehmen.
- B: Für dich sind 90 Minuten Mittag zu wenig, du kannst dich in dieser Zeit nicht richtig erholen.
- A: Stimmt.
- B: Für mich sind 90 Minuten schon zu lang. Ich möchte am Abend lieber früher nach Hause gehen.
- A: Du kannst schnell essen und die Verdauung macht dir auch keine Mühe.
- B: Falsch.
- A: Du hättest lieber eine kürzere Pause, damit es am Abend nicht so spät wird.
- B: Stimmt.
Kontrollierter Dialog: Häufige Fehler
Welche Arten von Problemen machen es für zwei Menschen schwierig, sich in einer Unterhaltung ausreichend zu verstehen?
Häufige Fehler auf der Seite der Sprechenden
- Organisiert die Gedanken nicht, bevor er oder sie spricht.
- Drückt sich ungenau aus.
- Versucht, zu viel in einer Aussage unterzubringen, sodass sie verwirrend wirkt. Wirksamkeit nimmt mit der Kürze zu.
- Bringt zu viele Ideen in seine oder ihre Äußerungen ein, oft untereinander nicht verbunden, sodass eine Zusammenfassung für das Gegenüber schwierig ist. Wichtiges und Unwichtiges ist für die oder den Zuhörenden nicht zu unterscheiden.
- Redet aus Unsicherheit immer weiter, ohne die Auffassungskapazität seines Partners abzuschätzen: Fehlende Resonanz bei langem Sprechen erhöht ein Bestätigungsbedürfnis, das aber durch den Redestrom weiterhin ausbleibt.
- Übersieht Punkte des vorausgegangenen Dialogs und antwortet daher nicht auf das, was zuvor gesagt wurde: Das Gespräch kommt nicht vorwärts.
- Hat keine ungeteilte Aufmerksamkeit, versteht Worte oder Teile der Aussage schon akustisch falsch.
- Überlegt sich schon eine Antwort, statt aufmerksam zuzuhören, legt sie sich zurecht, während der Partner noch spricht. Resultat: Er oder sie kann nicht vollständig wiederholen, vergisst, was gesagt ist und was er/sie sagen will.
- Neigt eher dazu, auf Details, Nebensächlichkeiten oder markante Punkte zu hören und lässt sich emotional mitreißen (verkrampft sich, ärgert sich, ist berührt, wird ungeduldig…), anstatt den ganzen Sinn und die wesentlichen Mitteilungen zu erfassen.
- Denkt den Gedanken des Sprechenden schon weiter, fügt eigene Annahmen hinzu, wiederholt mehr als das Gegenüber gesagt hat.
- Versucht, weniger Vertrautes in die eigenen Denkschemata einzuordnen, überzeichnet bestimmte Elemente, reduziert die Komplexität, um nicht überfordert zu werden.
Der Prosodie-Effekt lässt sprachlich hervorgehobene Details besser erinnern (Mehrspeichermodell des Gedächtnisses nach Atkinson & Shiffrin, 1968 ). Die reale Erfahrung, dass Verstehen und Verstanden-Werden keineswegs so selbstverständlich sind, wie oft naiver Weise angenommen wird, macht sensibler gegenüber den Möglichkeiten des Missverstehens, Misshörens und Missverstanden-Werdens in einer größeren Gruppe. Diese Erfahrung kann zu einem Bewusstsein dafür führen, wie leicht von der unbewussten Annahme ausgegangen wird, die eigene Psychologie sei jeweils auch die des anderen.
Background
Antons, Klaus, Ehrensperger, Heidi, Milesi, Rita. Praxis der Gruppendynamik (German Edition). Hogrefe Verlag. Kindle Edition.
https://docplayer.org/171763165-Hr-kontrollierter-dialog-ohne-methoden-geht-es-nicht.html
https://wb-web.de/material/interaktion/kontrollierte-dialog.html
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